Als bei den Landtagswahlen im September vergangenen Jahres die AfD stärkste Kraft in Thüringen und zweitstärkste Partei in Sachsen wurde, da begriffen auch die letzten demokratisch Denkenden dieses Landes, dass unsere Demokratie akut in Gefahr ist. Kürzlich ist die AfD als gesichert rechtsextremistisch eingestuft worden. Ob ein Verbot daraus folgt, ist unklar. Klar ist: Der Rechtsextremismus ist in unseren Parlamenten angekommen. Schon seit Längerem findet eine Werteverschiebung statt, besonders in der Erinnerungskultur an die nationalsozialistische Schreckensherrschaft mit der systematischen Vernichtung der jüdischen Bevölkerung, und aller, die nicht in die krude arische Vorstellungswelt der Nazis passten.
Björn Höcke, Parteiführer der AfD in Thüringen, hat schon vor Jahren das Holocaust-Mahnmal in Berlin als ein „Denkmal der Schande“ bezeichnet. Nach dem Motto „das wird man doch noch mal sagen dürfen“ oder „jetzt reicht es mit der ständig mahnenden Aufarbeitung der Vergangenheit“ macht sich zunehmend eine Verschiebung eigentlich unaufkündbarer Werte bemerkbar. Eine schreckliche Entwicklung, unerträglich für die Betroffenen des systematischen Völkermords und ihre Angehörigen. Die Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald veröffentlichten schon gleich nach den Wahlergebnissen einen Aufruf, aus dem das aktuelle Poster zitiert. Es ist ein Aufruf zum gemeinsamen Kampf für eine pluralistische und respektvolle Gesellschaft: „Werte wie Frieden, Menschlichkeit, Brüderlichkeit und Offenheit sind der Kern dieser Gesellschaft; eine Gesellschaft, die Hass, Antisemitismus, Antiziganismus, Ausgrenzungen bekämpft; eine Gesellschaft, die sich erinnert, nicht aus Masochismus, sondern aus Liebe zu den Werten, die das Zusammenleben ermöglichen.“
Und auch das Jahresmotto der action 365 nimmt das Poster auf: „Zusammenleben ermöglichen“. Für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben sind Werte wie Menschlichkeit, Geschwisterlichkeit und Offenheit unabdingbar. In der Gestaltung von Florentine Heimbucher leuchten aus einem einfarbig roten Bildgrund verschiedene Formen mit magisch anmutenden Farbverläufen hervor. Sie wirken kostbar wie Edelsteine oder wie Werte, die unbedingt zu bewahren sind. Wie Teile eines Puzzles sind sie verstreut und warten darauf, von einer Gesellschaft, die ein friedvolles Zusammenleben ermöglichen will, zusammengesetzt zu werden. Nur dann können sie ihre Kraft entfalten und alles zum Strahlen bringen. Vorausgesetzt, eine lebendige Gesellschaft will Werte bewahren, aber auch gestalten und verändern, wenn bisher Vernachlässigte in gemeinschaftliche Überlegungen miteinbezogen werden.
Klare Positionierungen gegen rechte Tendenzen, wo auch immer man damit konfrontiert wird, und das Bekenntnis zu klaren humanistischen Werten, das bedeutet, auch Diskussionen aushalten zu können, die oft in Beschimpfungen, (Mord-)Drohungen und Gewalt enden. Hören wir niemals auf, damit anzufangen. Jesus hat uns hier seinen Weg gewiesen. Auch in schwierigen, ja gefährlichen Zeiten nicht vor der Gewalt zurückzuweichen, nicht aufzugeben, sondern Nächstenliebe und Humanität zum Kern des Handelns, des Glaubens und der Lebensüberzeugung zu machen.